Mein Traum in Harlem

Handlung
Lorraine Hansberrys legendäres Theaterstück 'Mein Traum in Harlem' (A Raisin in the Sun), das 1961 verfilmt wurde, zeigt das Schicksal der Familie Younger, das prekär in der Schwebe hängt, gefangen zwischen den Zwängen der Armut und den Versprechungen eines besseren Lebens. Vor dem lebendigen Hintergrund des Nachkriegs-Chicagos ist der Film eine ergreifende Auseinandersetzung mit Identität, Klasse und dem unerbittlichen Streben nach dem amerikanischen Traum. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Walter Lee Younger, ein kämpfender junger Mann, der als Gebrauchtwagenverkäufer arbeitet. Walter, gespielt von Sidney Poitier in seiner bahnbrechenden Rolle, ist eine komplexe Figur, hin- und hergerissen zwischen seinen Bestrebungen und den harten Realitäten seiner Lebensumstände. Gelangweilt, frustriert und erstickt von den Grenzen ihrer winzigen Wohnung, werden Walters Träume von Größe ständig durch das Gewicht der Armut gedämpft. Seine Beziehungen zu seinen Familienmitgliedern verstärken nur sein Gefühl der Verzweiflung. Walters Frau Ruth, gespielt von Claudia McNeil, ist die Säule der Stärke, die ihren Haushalt zusammenhält. Ihre praktischen Ratschläge und ihre Tough-Love-Herangehensweise bilden ein notwendiges Gegengewicht zu Walters Plänen und Bestrebungen, die oft kurzfristige Gewinne über langfristige Sicherheit stellen. Gemeinsam haben sie einen Sohn, Asagai, einen jungen und beeinflussbaren Jungen, der zwischen den Ambitionen seines Vaters und den Werten seiner Mutter gefangen ist. Ruths Schwangerschaft, die sie schwach und verletzlich gemacht hat, unterstreicht zusätzlich Walters Verantwortungsgefühl, verdeutlicht aber auch die Unsicherheit der Situation ihrer Familie. Walters Schwester Beneatha (gespielt von Diana Sands) ist eine offenere und ausdrucksstärkere Figur, die mit ihrer Identität als schwarze Frau in einer von weißer Vorherrschaft dominierten Welt ringt. Beneathas Beziehung zu ihrer Familie, insbesondere zu Walter und Asagai, ist kompliziert und oft angespannt, da sie ihren eigenen Weg zur Unabhängigkeit und Selbstfindung geht. Das zentrale Handlungselement, das die Geschichte in Gang setzt, ist die unerwartete Erbschaft der Familie in Höhe von 10.000 Dollar, die ihr kürzlich verstorbener Patriarch Big Walter hinterlassen hat. Dieser Geldsegen ist sowohl ein Segen als auch ein Fluch, da die Familie damit ringt, wie sie das Geld zur Verbesserung ihres Lebens einsetzen kann. Walter sieht darin die Möglichkeit, in ein Spirituosengeschäft zu investieren, ein Traum, der ihm endlich die finanzielle Sicherheit und den Status verschaffen würde, nach denen er sich sehnt. Ruth hingegen rät zur Vorsicht und plädiert für einen praktischeren und stabileren Umgang mit ihren Finanzen. Während die Familie über die Vor- und Nachteile von Walters Plan debattiert, steigt die Anspannung und es kommt zu Zusammenstößen der Persönlichkeiten. Beneatha wendet sich zunehmend von den Werten ihrer Familie ab und empfindet sie als erdrückend und veraltet. Ihre eigenen Wünsche nach Unabhängigkeit und Selbstdarstellung schaffen eine Kluft zwischen ihr und ihrer Familie, insbesondere Walter, der ihr Verhalten als rücksichtslos und unverantwortlich ansieht. Trotz der Meinungsverschiedenheiten ist die Familie durch ihren Wunsch nach einem besseren Leben geeint. Ihre Gespräche und Debatten sind von einem tiefen Gefühl der Liebe, des Mitgefühls und des Verständnisses geprägt, was die Komplexität ihrer Beziehungen unterstreicht. Der wichtigste Moment des Films ist der Besuch von Walters Freund George, gespielt von Roy Glenn, bei der Familie, um Walters Spirituosengeschäft zu besprechen. Diese Begegnung zwingt Walter, sich seinen eigenen Schwächen und Beschränkungen sowie der harten Realität des Rassismus in Amerika zu stellen. Am Ende trifft die Familie Younger die gemeinsame Entscheidung, mit der Erbschaft ein Haus in einem überwiegend weißen Viertel zu kaufen, ein Schritt, der ihr Engagement für die Befreiung von den Zwängen der Armut und des Rassismus signalisieren würde. Diese Entscheidung ist ein starkes Zeichen für ihre Widerstandsfähigkeit und Entschlossenheit und unterstreicht die Kraft des menschlichen Geistes, selbst die größten Hindernisse zu überwinden. 'Mein Traum in Harlem', unter der Regie von Daniel Petrie, ist ein Meilenstein des amerikanischen Kinos. Seine ebenso ergreifende wie unerschrockene Darstellung der afroamerikanischen Erfahrung trug dazu bei, den Weg für zukünftige Generationen von Filmemachern zu ebnen. Mit seinen herausragenden Leistungen, fesselnden Charakteren und zum Nachdenken anregenden Themen ist der Film ein unverzichtbares Werk des gesellschaftlichen Kommentars, das heute genauso relevant ist wie vor über fünf Jahrzehnten.
Kritiken
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