Wild Tales – Jeder dreht mal durch!

Wild Tales – Jeder dreht mal durch!

Handlung

Der argentinische Film Wild Tales ist eine fesselnde Sammlung von miteinander verbundenen Kurzgeschichten, die unter dem Deckmantel von Gesellschaftssatire und Psychothriller die dunkleren Aspekte der menschlichen Natur erforschen. Regisseur Damián Szifrón verwebt gekonnt vier verschiedene Erzählstränge, die jeweils die Folgen der Grausamkeit, Ungerechtigkeit und menschlichen Kleinlichkeit der Welt aufzeigen. Die erste Geschichte, "Pasternak", beginnt mit einer zufälligen Begegnung auf einer Landstraße zwischen zwei Fremden, einer jungen Frau namens María (Rosa Valsecchi) und einem verheirateten Mann, Ramiro (Héctor Noguera). Ihre kurze Interaktion ist von einem hitzigen Streit über eine Beinahe-Kollision geprägt, der schnell in Gewalt eskaliert, als Ramiros Temperament mit ihm durchgeht. Dieser angespannte Zustand dient als unheilvolle Einführung in die Themen des Films – ein Einblick in die ungezügelten Emotionen, die unter der Oberfläche scheinbar gewöhnlicher Individuen brodeln. Die zweite Geschichte, "Die Ratten", zeigt Darío Grandinetti als Damián, einen desillusionierten Kredithai, der besondere Freude daran hat, diejenigen zu quälen, die dringend finanzielle Unterstützung benötigen. An einem schicksalhaften Tag besucht Damián das Diner, in dem María (jetzt gespielt von María Marull), die gleiche Kellnerin aus der vorherigen Geschichte, arbeitet. Damiáns herablassende Haltung gegenüber der Kellnerin und ihren Mitarbeitern erreicht einen Siedepunkt, als er sich weigert, einem kämpfenden Kunden Geld zu leihen, und ein überraschender Akt des Trotzes entfesselt wird. Diese clevere Geschichte nutzt dunklen Humor, um die gefühllose Behandlung von Mächtigen zu karikieren. Im Anschluss an die beiden vorangegangenen Vignetten befasst sich das dritte Segment, "Javier und Pascus", mit den dunkleren Aspekten einer gescheiterten Ehe. Diese Geschichte spielt auf einem Hochzeitsempfang, wo sich ein Ehepaar mittleren Alters, Javier (Oscar Martínez) und Pascus (Andrea Frigerio), versammelt, um mit Freunden und Familie ihre Hochzeit zu feiern. Eine unerwartete Wendung der Ereignisse entfaltet sich jedoch, als ihre jeweiligen Ehepartner ihre jeweiligen Untreuen in einem dramatischen Höhepunkt enthüllen, der eine tragische Reihe von Konsequenzen nach sich zieht. Die Erzählung stellt gekonnt die Fassade des Glücks der Verzweiflung und Eifersucht gegenüber, die unter der Oberfläche lauert. Das letzte Segment, "Der Vorschlag", ist eine clevere Dekonstruktion der Fassade der wohlhabenden Elite. Diese satirische Geschichte dreht sich um Eduardo (Ricardo Darín), einen erfolgreichen Geschäftsmann am Rande eines Skandals. Der Ruf seiner Familie könnte durch die angebliche Affäre seiner Frau und die zwielichtigen Geschäfte seines Geschäftspartners getrübt werden. Eduardos Gerissenheit und Arroganz führen ihn auf einen gefährlichen Pfad der Täuschung, als er die Hilfe einer scheinbar unschuldigen und verletzlichen Frau, Isabel (Cecilia Roth), in Anspruch nimmt, um eine clevere List zu inszenieren, die möglicherweise den Ruf seiner Familie rettet. Die Grenzen zwischen Realität und Fantasie verschwimmen jedoch zunehmend, wenn Eduardos Verzweiflung wächst. Während sich diese miteinander verbundenen Erzählungen entfalten, webt Szifróns meisterhaftes Geschichtenerzählen einen reichen Teppich psychologischer Komplexität, der die inhärente Grausamkeit und das Chaos offenbart, die direkt unter der Oberfläche der modernen Gesellschaft liegen. Diese düster-komischen Kurzgeschichten zeigen die schwelende Schattenseite der menschlichen Natur und demonstrieren, dass die Folgen menschlicher Kleinlichkeit, Grausamkeit und Täuschung katastrophal sein können. In Wild Tales wird dem Zuschauer eine vielfältige Reihe exzentrischer Charaktere präsentiert, von denen jeder darum kämpft, seine dunkleren Impulse einzudämmen. In dieser Hinsicht greift Szifrón die existenziellen Sorgen von Samuel Beckett und die surrealistischen Untertöne von David Lynch auf und betont die inhärente Mehrdeutigkeit des Selbst und die inhärente Unordnung der menschlichen Natur. Letztendlich präsentiert Wild Tales einen ergreifenden Kommentar zum menschlichen Zustand – dass sich unter der Fassade moderner Etikette und sozialer Normen ein Kessel brodelnder Emotionen befindet, der darauf wartet, jeden Moment auf die Welt losgelassen zu werden. Es ist eine ernüchternde Erinnerung daran, dass unsere scheinbar zivilisierte Welt nur einen unüberlegten Kommentar davon entfernt ist, ins Chaos zu stürzen. Dieser packende argentinische Film wird dem Zuschauer noch lange nach dem Abspann im Gedächtnis bleiben und uns auffordern, über unsere eigene Rolle in diesem chaotischen Tanz der menschlichen Natur nachzudenken.

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Kritiken