Der Handlungsreisende

Handlung
Der Handlungsreisende, ein Dokumentarfilm aus dem Jahr 1969 unter der Regie von Albert und David Maysles, bietet eine offene und schonungslose Darstellung von vier Haustürverkäufern, die für die Mid-American Bible Company arbeiten. Diese Männer, angetrieben von einer Mischung aus Verzweiflung und Entschlossenheit, bewegen sich in der herausfordernden Landschaft der amerikanischen Provinz, bewaffnet mit nicht viel mehr als ihrem Charisma und dem Reiz goldener Bibeln. Im Mittelpunkt des Dokumentarfilms stehen vier unterschiedliche Persönlichkeiten: Paul "The Badger" Brennan, Charles "The Gipper" McDevitt, James "The Rabbit" Baker und Raymond "The Bull" Martos. Diese Verkäufer, jeder mit seinem eigenen Ansatz und Temperament, werden in eine Welt der Ablehnung und Enttäuschung geworfen, da sie darum kämpfen, ihren Lebensunterhalt mit dem Verkauf eines Produkts zu verdienen, das in den Augen der Vorortgemeinden, die sie besuchen, zunehmend wie ein Anachronismus erscheint. Zu Beginn des Dokumentarfilms befinden wir uns in den beengten, schmuddeligen Hotelzimmern, in denen die Verkäufer ihre Abende verbringen und das wenige Essen und Trinken teilen, das sie sich leisten können. Ihre tägliche Routine besteht darin, durch die Landschaft zu fahren und von Tür zu Tür zu gehen, wo sie in einem oft angespannten und manchmal komischen Kampf versuchen, zögerliche und apathische Hausbesitzer davon zu überzeugen, eine goldene Bibel zu kaufen. Die Verkäufer selbst sind eine interessante Studie. Paul Brennan, "The Badger", ist ein wettergegerbter Veteran des Verkaufsgeschäfts, dessen wettergegerbtes Gesicht und imposante Statur Respekt, wenn auch nicht immer Bewunderung, einflößen. Er ist ein knallharter Geschäftsmann, der vor nichts zurückschreckt, um einen Abschluss zu erzielen, und oft mit hohem Druck seine Ziele zermürbt. Brennan ist der selbsternannte "König des Zirkels", eine stolze und unnachgiebige Figur, die sich selbst als Meister der Verkaufskunst sieht. Im Gegensatz dazu ist Charles McDevitt, "The Gipper", eine liebenswürdigere und geschwätzigere Persönlichkeit, der oft seinen Charme und seinen guten Humor einsetzt, um selbst die skeptischsten Kunden zu gewinnen. Er ist ein liebenswürdiger Ire mit einer silbernen Zunge und einer Gabe für das Geschichtenerzählen, aber unter seiner liebenswürdigen Fassade verbirgt sich eine kalkulierende Verkaufsmaschine, die genauso rücksichtslos ist wie Brennan in ihrem Profitstreben. James Baker, "The Rabbit", hingegen ist eine stille und unscheinbare Persönlichkeit, deren zurückhaltende Natur ihn zu einem Rätsel für seine Kollegen und sogar für sich selbst macht. Er ist ein kämpfender Neuling im Verkaufsgeschäft, der immer noch mit den brutalen Realitäten seines Jobs und der ständigen Enttäuschung zu kämpfen hat, die mit einem Leben in Misserfolg einhergeht. Schließlich gibt es Raymond Martos, "The Bull", das älteste und erfahrenste Mitglied des Verkaufsquartetts. Martos ist ein mürrischer, wettergegerbter Verkäufer, der bessere Tage gesehen hat, dessen einst scharfer Verstand und Verkäufercharme durch jahrelangen Kampf und Enttäuschung getrübt sind. Seine Geschichte dient als traurige Erinnerung an die Gefahren und Kosten eines Lebens, das man damit verbringt, zweifelhafte Waren an leichtgläubige Kunden zu verkaufen. Im Laufe des Dokumentarfilms verweben die Maysles-Brüder diese einzelnen Erzählungen geschickt miteinander und nutzen die täglichen Kämpfe und Rückschläge der Verkäufer als Katalysator für eine breitere Diskussion über den amerikanischen Traum. Diese Männer sind in einem unendlichen Kreislauf aus Hektik und Verzweiflung gefangen und jagen ewig der schwer fassbaren Aussicht auf Erfolg in einer Welt hinterher, die Quantität über Qualität und Gewinn über Menschen zu stellen scheint. Der Einsatz von Dreharbeiten vor Ort und offenen Interviews ermöglicht es uns, aus erster Hand Zeuge der oft abstoßenden Taktiken zu werden, die die Verkäufer anwenden, um einen Abschluss zu erzielen. Von den hochdruckvollen Verkaufsgesprächen bis hin zu den extravaganten Lügen und Übertreibungen, mit denen zögerliche Kunden überzeugt werden sollen, bietet der Dokumentarfilm ein verstörendes Porträt einer Welt, in der die Mittel die Zwecke heiligen und der Kunde immer als Mittel zum Zweck gesehen wird. Im Laufe des Dokumentarfilms beginnen wir zu sehen, welchen Tribut diese zermürbende Existenz von den Verkäufern selbst fordert. Ihre Hotelübernachtungen sind gefüllt mit billigem Essen, alten Zigaretten und zerbrochenen Träumen, ein düsteres Zeugnis für die Schwierigkeiten eines Lebens in ständiger Ungewissheit. Ihre Beziehungen zueinander sind kompliziert und beunruhigend, ihr gegenseitiges Misstrauen und ihre Missachtung füreinander ein krasser Spiegelbild der harten Realitäten einer Welt ohne Empathie oder Mitgefühl. Trotz der Trostlosigkeit ihrer Existenz fühlen sich die Verkäufer von ihrem Job mit einer fast urzeitlichen Intensität angezogen, angetrieben von einem grundlegenden Bedürfnis nach Anerkennung und Bestätigung. In den Augen ihrer Kunden sehen sie sich selbst als Versager, Ausgestoßene und Außenseiter. Aber für diese vier Männer ist das Verkaufsgespräch mehr als nur eine Transaktion - es ist ein verzweifelter Schrei nach Verbindung, ein flüchtiger Versuch, ihre eigenen Unzulänglichkeiten zu überwinden und sich mit einer Welt zu verbinden, die ihrer Existenz zunehmend feindlich gesinnt zu sein scheint. Letztendlich ist Der Handlungsreisende ein eindringlicher und zum Nachdenken anregender Dokumentarfilm, der ein neues Licht auf die oft übersehene Welt der Haustürverkäufer wirft. Während einige den Film wegen seines vermeintlichen Pessimismus und Mangels an Empathie für seine Protagonisten kritisiert haben, kann argumentiert werden, dass der Dokumentarfilm der Maysles-Brüder als notwendige Kritik an einer Gesellschaft dient, die Profit über Menschen und Bequemlichkeit über Mitgefühl stellt. Die bleibende Kraft von Der Handlungsreisende liegt in seiner Fähigkeit, diese vier desillusionierten Individuen zu vermenschlichen und die rohen Nerven und Verletzlichkeiten aufzudecken, die unter der Oberfläche ihrer abgebrühten, weltmüden Fassaden liegen.
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