Reality

Handlung
Reality, ein amerikanischer biografischer Drama-Film aus dem Jahr 2022 unter der Regie von Amber Fares, befasst sich mit dem Leben von Reality Leigh Winner, einer ehemaligen Linguistin der Air Force und Auftragnehmerin, die 2017 Schlagzeilen machte, weil sie ein als geheim eingestuftes Dokument an die Medien weitergab. Der Film beginnt in Augusta, Georgia, am 3. Juni 2017. Reality Winner (gespielt von Riley Keough) geht ihrem Alltag nach und erledigt eine Reihe von Besorgungen, um sich auf ihre Abendpläne vorzubereiten. Als sie durch die Vorortstraßen ihrer Heimatstadt fährt, scheint Reality ein ganz normales Leben zu führen und kämpft darum, ihren Platz in einer Welt zu finden, die keinen klaren Sinn mehr zu haben scheint. Der Film wechselt dann zu Realitys Haus, wo sie nach ihrer Rückkehr zwei Männer, FBI-Agenten, an ihrer Tür vorfindet. Die Männer, die als FBI Special Agents Steve Fray und Justin Hollis (gespielt von Patrick Gibson bzw. Evan Jonigkeit) identifiziert werden, geben sich als Regierungsbeauftragte aus, um Realitys Vertrauen zu gewinnen. Durch eine Reihe von immer tiefergehenden Fragen versuchen die Agenten, Realitys wahre Absichten und ihre mögliche Beteiligung an der Weitergabe des Dokuments zu erkennen. Reality erweist sich jedoch als keine gewöhnliche Hausfrau. Der Film blendet zurück zu ihrem früheren Leben als Linguistin bei der Air Force, wo sie sechs Jahre lang diente, hauptsächlich in Georgia und später in Okinawa, Japan. Dort entwickelte Reality eine einzigartige Fähigkeit, die sich auf Farsi und andere Sprachen von Interesse spezialisierte, und war Teil einer geheimen, aber hochriskanten Operation in der Welt der nationalen Sicherheit. Der Film schildert Realitys wachsende Desillusionierung mit dem Militär und ihre anschließenden Schwierigkeiten, eine Anstellung im zivilen Sektor zu finden. Die US-Präsidentschaftswahlen 2016 verstärken Realitys Unzufriedenheit, insbesondere mit der Wahl von Donald Trump. Als das Land zunehmend polarisiert wird, fühlt sich Reality zu einem Sinn hingezogen, der mehr mit ihrem eigenen Moralkompass übereinstimmt. Unterdessen scheint Reality Winners Entscheidung, ein als geheim eingestuftes Dokument an The Intercept, ein auf investigativen Journalismus spezialisiertes Medienunternehmen, weiterzugeben, ein kalkulierter Schachzug zu sein. Das Dokument, das die russische Einmischung in die US-Präsidentschaftswahlen 2016 detailliert beschreibt, hebt das Wissen der Regierung über die angebliche Einmischung hervor. Reality, die glaubt, eine staatsbürgerliche Pflicht zu erfüllen, fühlt sich gezwungen, dieses Dokument mit der Welt zu teilen. Im Laufe von Realitys Geschichte enthüllt der Film ein differenzierteres und facettenreicheres Porträt seiner Protagonistin, das vereinfachende Erzählungen über ihre Handlungen in Frage stellt. Die Filmemacher vermeiden es, Realitys Entscheidung, das Dokument weiterzugeben, zu reißerisch darzustellen, und entscheiden sich stattdessen dafür, sie als einen Menschen darzustellen, der in einem komplexen Geflecht von Motivationen, Emotionen und Umständen agiert. Im Laufe des Films fängt die Kamera intime Momente aus Realitys Alltag ein, von ihren Interaktionen mit ihrer Familie und ihren Lieben bis hin zu ihren Alleinfahrten und stillen Momenten der Kontemplation. Diese Betonung der menschlichen Erfahrung verleiht Realitys Geschichte eine Ebene der Tiefe, die sie immer nachvollziehbarer und paradoxerweise schwieriger zu kategorisieren macht. Am Ende wird Reality von den FBI-Agenten gefasst und nach dem Spionagegesetz angeklagt, einem Gesetz, das traditionell zur Verfolgung von Spionen und nicht von Whistleblowern verwendet wird. Der Film schildert die darauffolgenden Monate von Realitys Inhaftierung, in denen ihre Anwälte zusammen mit ihren Angehörigen für ihr Recht auf freie Meinungsäußerung und ihre Beweggründe für das angebliche Verbrechen kämpfen. Der Film endet damit, dass Reality in Handschellen aus dem Gerichtsgebäude geführt wird, eine eindringliche Aufnahme, die die Konsequenzen ihres Handelns unterstreicht. Doch selbst als Realitys Leben eine dramatische Wendung nimmt, hinterlässt der Film beim Zuschauer ein Gefühl der Unklarheit. Handelte Reality Winner aus Patriotismus oder aus persönlicher Überzeugung? Die Antwort bleibt schwer fassbar, auch wenn der Film ausblendet.
Kritiken
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